Schauspielgenie aus Wien
Adolf Wilhelm / Anton Wohlbrück wurde 1896 geboren. Er war der Sohn des Zirkusclowns Adolf Ferdinand Wohlbrück (1864–1930). Im Ersten Weltkrieg geriet er in französische Gefangenschaft, wo er ein Gefangenschaftstheater gründete. Danach setzte er seine Karriere an verschiedenen Bühnen in München, Dresden und Berlin fort.
Wohlbrück, der als Sohn einer Jüdin politisch ein vehementer Gegner des nationalsozialistischen Regimes war, emigrierte 1936 über Frankreich und Hollywood nach England und arbeitete dort als Anton Walbrook – „Adolf“ hätte seinerzeit sicher Anstoß erregt, meinte er mit Recht.
Große Karriere als Anton Walbrook
Im Gegensatz zu vielen anderen deutschsprachigen Schauspielern konnte er auch im englischsprachigen Exil große Erfolge verzeichnen. Eine seiner ersten Rollen dort war Prinz Albert im 1937 erschienenen Historienfilm „Königin Viktoria“ und dessen Fortsetzung.“ Ebenfalls spielte Wohlbrück elegante, finstere Ausländer; so etwa als mörderischer Ehemann im Filmthriller „Gaslight „(1940) sowie als brutaler Ballettmeister in „Die roten Schuhe „(1948) unter Leitung des Regieduos Powell–Pressburger. In dieser Zeit setzte er sich aktiv für jüdische Schauspieler und „nichtarische“ Angehörige deutscher Schauspieler ein, finanziell oder indem er ihnen die Wege zur Flucht ebnen half. 1947 nahm er die britische Staatsbürgerschaft an. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand er auch wieder auf deutschen Bühnen. Zuerst 1951 in Düsseldorf unter Gustaf Gründgens. In „Der Reigen“ unter der Regie von Max Ophüls verkörperte er die Rolle des allwissenden Conférenciers. Er starb am 9. August 1967.
Adolf Wohlbrück wirkte geheimnisvoll wegen des besonderen Zaubers seiner Stimme mit dem exquisit gehandhabten Wiener Akzent, den er auch in England weiter kultivierte. Da verwundert auch nicht, dass Wohlbrück – Max-Reinhardt-Schüler aus zehn Generationen alter Theaterfamilie – trotz Bühnenbekanntheit erst im Tonfilm den Durchbruch schaffte. Er gilt als größter Schauspieler der 30er Jahre, als Meister im Unterspielen durch seine souveräne Art, sein differenziertes Spiel in Gestik und Mimik.