Biographien

Von geachteten und geächtete Künstlern Braunauer Zeitgeschichte-Tage in Braunau (26.-29.Sept.2019 )

Von Walter Geiring aus Passauer Neue Presse und Bezirksrundschau Braunau
Braunau.

Die Verantwortlichen der Zeitgeschichte-Tage befassten sich am Wochenende im Kulturhaus Gugg unter dem Titel „geachtet – geächtet“ mit Künstlern, deren Werken und Wirken im Dritten Reich. Im Fokus standen deren Höhenflüge und Abstürze in der öffentlichen oder auch veröffentlichten Wahrnehmung, besonders vor dem Hintergrund wechselnder politischer Verhältnisse.

Eröffnungsredner zu diesem Thema war am Freitag Andreas Sturm von der Albertus Magnus-Schule in Viernheim und Mitarbeiter im Hessischen Kultusministerium. In seinem Vortag „Kunst und Moral. Zwischen Faszination und Abscheu“ ging es darum, wie Künst ler und ihre Kunst in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, wenn sich diese Bewertung von den traditionellen Moralinstanzen wie Kirche, Gewerkschaften und Parteien zu sozialen Netzwerken hin verschiebt.

Zur Einstimmung wurde am Donnerstagabend der Film „Kolberg“ gezeigt, der von Filmwissenschaftlerin Dr. Rosemarie Killius kommentiert wurde. Der farbige NS-Propaganda-Film wurde unter der Regie von Veit Harlan gedreht und am 30. Januar 1945 uraufgeführt. In der anschließenden Diskussion ging es auch darum, inwieweit der Regisseur und seine Darsteller sich den Vorgaben des Regimes entziehen konnten.

Zu Gast war Fritz Diessl-Curzon aus England, der Sohn von Schauspieler Gustav Diessl, einen der Hauptdarsteller in „Kolberg“, und der weltberühmten Sängerin Maria Cebotari.

Am Freitagabend fand die Eröffnung statt, zu der Obmann Florian Kotanko erklärte: „Wir entscheiden im Verein über ein Thema, das mit Zeitgeschichte zu tun hat, aber weit darüber hinaus greift.“ Seit jeher wurden Künstler und ihre Kunst verein- nahmt, um in den meisten Fällen gesellschaftlich wirksam zu werden. Allerdings ändert sich die Beurteilung der Werke und das Ansehen mit dem Wechsel der politischen Verhältnisse. Nun kommt über das Ästhetische hinaus ein weiteres Element hinzu, die Biografie als maßgebendes Werturteil für Kunst“, so Kotanko.

„Eine Sache wurde zu Beginn klargestellt. „Es werden konkrete Namen genannt, von sehr bekannten und von weniger bekannten Personen. Uns geht es nicht um Lobpreisung oder Bloßstellung, um Seligsprechung oder Hexenjagd, aber manchmal bedürfen oft lieb gewonnene, tradierte Meinungen einer wohl begründeten Ergänzung.“