Gustav Diessl wurde am 30. Dezember 1899 in Wien geboren und starb dort am 20. März 1948. Er war ein bedeutender Filmschauspieler und Grafiker.
1916 sammelte er an Wiener Bühnen, auch am Burgtheater erste Schauspielerfahrung. Nach einigen Monaten musste er diese Tätigkeit jedoch unterbrechen, weil er im Ersten Weltkrieg zur k.u.k. Gebirgstruppe eingezogen wurde. Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft 1919 schloss er sich einer Wanderbühne an, 1921 folgte das erste Engagement an der Neuen Wiener Bühne. Ebenfalls hat er an der Wiener Kunstgewerbeschule Bildhauerei und Malerei studiert. Mitte der 1920er Jahre ging Diessl nach Berlin, wo der Film ihn entdeckte und er sein schauspielerisches Können in mehr als 70 Produktionen sehr erfolgreich zeigen konnte. Seine einprägsamste Rolle hatte Gustav Diessl 1929 in dem von Arnold Fanck und G. W. Pabst inszenierten Hochgebirgsdrama Die weiße Hölle vom Piz Palü, der zunächst als Stummfilm produziert wurde. In seiner Zeit war er der Prototyp des etwas schwierigen Mannes, der Frauen geradezu gegen seinen Willen anzieht, eben weil er so kompliziert und so schwer zu erobern ist. Die Abgründigkeit seiner Charaktere sowie seine Undurchschaubarkeit hat Diessl andererseits oft auch zur Interpretation von Ausländern und Verbrechertypen qualifiziert. Diessl war auch über 1933 hinaus ein gefragter Darsteller.
Während der Dreharbeiten zu dem Film Starke Herzen hatte Gustav Diessl die bedeutende Opernsängerin Maria Cebotari kennengelernt, die sich seinetwegen scheiden ließ und mit ihm 1938 die Ehe schloss. Nachdem er bereits zuvor häufig im Ausland gedreht hatte, arbeitete er von 1941 bis 1944 fast ausschließlich in Italien. Erst 1944 war er wieder in einem deutschen Film zu sehen, in Harald Brauns Ibsen-Adaption Nora spielte er den Vertrauten und Verehrer der Titelheldin (Luise Ullrich). Diessls letzte Filmrolle vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges war die des preußischen Leutnants Ferdinand von Schill in Veit Harlans Kolberg (1945).
Nach 1945 stand Diessl nur noch einmal vor der Kamera, nämlich als Ankläger in G. W. Pabsts 1947 in Österreich produzierten Film Der Prozeß, der einen Ritualmord-Prozess des Jahres 1882 zum Thema hat und der sich mit dem Antisemitismus auseinandersetzte.
Nachdem Gustav Diessl bereits zwei Schlaganfälle erlitten hatte, starb er im März 1948 in seiner Geburtsstadt Wien. Er ist auf dem Döblinger Friedhof begraben (Gruppe 28, Reihe 1, Nr. 6). Erst nach seinem Tod kamen zwei ältere Filme in die Kinos, in denen er die männliche Hauptrolle gespielt hatte, der bereits erwähnte Film Starke Herzen, der nach seiner Fertigstellung 1937 wegen seines nach dem Urteil der Filmprüfstelle allzu gemäßigten Antikommunismus verboten wurde, und der Kriminalfilm Ruf an das Gewissen, der bei Kriegsende zwar abgedreht, jedoch erst später von der DEFA fertiggestellt wurde.
Gustav Diessl war in erster Ehe kurz mit Irmgard Amalie Wettach verheiratet und lebte danach mehrere Jahre mit der Schauspielerin Camilla Horn zusammen. Aus der zweiten Ehe mit Maria Cebotari stammen zwei Söhne.